Ist Gott in Seiner Schöpfung?
Beschreibung: Dieser Artikel diskutiert die Vorstellung, dass Gott physisch und buchstäblich in der Natur anwesend ist, weist sie zurück und beweist, dass Seine Überlegenheit über Seine Schöpfung konzeptionell zu Ihm passt.
- von Tariq Jalal (© 2018 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 22 Jan 2018
- Zuletzt verändert am 21 Jan 2018
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Gott, der Allmächtige, ist anders als Seine Schöpfung; nichts von Ihm[1]befindet sich darin und nichts von Seiner Schöpfung in Ihm.
Dieses Thema wurde von allen muslimischen Theologen wiederholt, um zu bestätigen, dass es im Islam keinen Platz für den Glauben gibt, dass Gott Seiner eigenen Schöpfung innewohnt, ein Konzept, das als Gottes Allgegenwart, Allgegenwärtigkeit oder Pantheismus (von pan- "alles" + griechisch theos "Gott") [2] bekannt ist. Diesem Konzept unterliegen fast allen berühmten Weltreligionen und Mythologien. Es macht die Schöpfung oder einen Teil davon zu einer Manifestation Gottes. Anthropomorphe Theologien - diejenigen, die Gott menschliche Eigenschaften zusprechen - haben den Pantheismus als ihre Grundüberzeugung angenommen. Es wird zitiert, dass der Hindu Herr Krishna gesagt hat:
"Ich und die Überseele in allen Geschöpfen sind eins,
verehrt Mich
und bleibt unter allen Umständen
in Mir verankert."[3]
Die eingeborene heidnische Religion Japans, bekannt als Shinto (buchstäblich Wege der Götter) bekennt sich zu einer Vielzahl von religiösen Kulten und Glaubensformen, die sich an die einheimischen japanischen Gottheiten (Kami) richten. Kami sind zahlenmäßig unbegrenzt und können die Form von Menschen, Tieren, Gegenständen oder abstrakten Wesen haben. Man spricht daher auch von Shinto als einer polytheistischen und animistischen oder auch theophanischen Religion.[4]
Warum ist der Islam so unerschütterlich gegen diese einstimmig begrüßte Vorstellung? Muslimische Gelehrte zitieren über tausend Beweise alleine aus dem Qur´an, dass Gott die allerhöchste Vormachtstellung über den Himmeln besitzt (über der Schöpfung).
"Preise den Namen deines Allerhöchsten Herrn." (Quran 87:1)
"Sie fürchten ihren Herrn über sich und tun, was ihnen befohlen wird." (Quran 16:50)
Dies schließt jedoch nicht die Tatsache aus, dass Gott Seine Schöpfung vollständig kennt (ohne ein Teil von ihr zu sein). Er ist der Schöpfer und Erhalter von allem, und nichts gelangt zur Existenz, außer durch Seinen Willen. Er besitzt vollständige Macht und Autorität über alles, das existiert.
Dies bedeutet denen, die nicht daran glauben, dass der Qur´an das Wort Gottes ist, nicht viel. Es gibt jedoch grobe konzeptionelle Ungenauigkeiten, wenn man an der Sichtweise festhält, dass Gott Seine Schöpfung körperlich und buchstäblich durchdringt. Die Ausläufer dieses Konzepts widersprechen Logik, Religion und Moral.
1- Pantheismus ist eine Form des Atheismus, belebt durch Emotionen der Verehrung der Schöpfung, oder wie Richard Dawkins es ausdrückt: es ist geschlechtlich[5]. Es ist ein Zurückweisen Gottes als unabhängiges Wesen, verknüpft mit leitenden religiösen Emotionen zur physikalischen Welt. Atheismus zielt einfach auf eine Gott-lose Interpretation des Lebens, während Pantheismus auf Wissenschaftler anziehend wirkt, die ohne einen Hauch Spiritualität nicht auskommen, wenn sie Symmetrie und Ordnung in der Schöpfung erkennen. In einem seiner Briefe schreibt Albert Einstein, ein bekennender Pantheist: "Wir Anhänger Spinozas sehen unseren Gott in der wunderbaren Ordnung und Rechtmäßigkeit von allem, das existiert und in seiner Seele ["Beseeltheit"], wie es sich in Mensch und Tier offenbart."[6] Gott wird prüfbar und erforschbar und die Wissenschaftler werden ihre eigenen Geistlichen!!
2- Die Fragen wie "Haben Gott und das Universum in diesem Fall zusammen angefangen zu existieren?" und "Ist Gott der Schöpfer des Universums?" werden in diesem Zusammenhang überflüssig; die Antwort lautet, Gott könne nicht existiert haben, ohne eine Sache, ohne die Er nicht vorgestellt werden könnte und weil Er nichts geschaffen haben kann, ohne davon getrennt zu sein, kann Er nicht der Schöpfer einer Schöpfung sein, ohne damit verstrickt zu sein. Kurz gesagt, diese theologische Annäherung hat Gott völlig entkräftet und ihn unfähig gemacht, auch nur eine Sekunde zu überleben. In seinen Bezels of Wisdom, erklärt Ibn Arabi, der pantheistische Sufi, das Mysterium, wie Gott (der Unendliche) untrennbar in der endlichen Schöpfung gefangen ist, mit einer eindrucksvollen, wenn auch schwer verständlichen Metapher: Das Universum ist die Nahrung Gottes und Gott ist die Nahrung des Universums; wenn Gott den Kosmos verschlingt, verschlingt der Kosmos die Gottheit. Gott und die Welt haben deshalb angefangen, zusammen zu existieren.
3- Unnötig zu sagen, dass alle klassischen gottesdienstlichen Handlungen überflüssig werden. Wenn Gott mich durchdringt und ich Ihn durchdringe, wie und warum sollte ich zu irgendetwas beten, wenn ich Gott auch in mir selbst habe, mit anderen Worten - Gott wird von Gott angebetet?!! Sich von allen Formen der Anbetung zurück zu halten, wäre verständlicher als in Anbetracht dieses Niveaus des Innewohnens irgendwelche zu verrichten; die spirituelle Hierarchie jeglicher Schöpfung, bei der Gott an erster Stelle steht, bricht zu einer demotivierenden geistigen Lethargie zusammen. Anstatt dessen hört man nebulöse Begriffe wie das Ehren und Feiern der Natur, das sind nur Begleiter jeglichen Glaubens, dass Gott als Schöpfer die Natur geschaffen hat, ohne mit ihr identisch zu sein.
4- So können wir leicht verstehen, warum bestimmte Objekte oder Tiere angebetet werden, insbesondere wenn unterstützende Mythen von göttlichen Funken in ihnen sprechen. Der Hinduismus, der stark auf Tier-Anbetung und Vergötterung der Natur basiert, sieht Tiere und Naturelemente als Manifestationen göttlicher Kraft. Diese Erhöhung der Natur kann nicht ohne gleichzeitige Herabstufung der Göttlichkeit geschehen, die immer mit Heiligkeit und Majestät gleichzusetzn war. Gott ist so unterschiedlos banal geworden, dass Er in Verwesung und in so vielen schmutzigen und unangemessenen Orten sein kann, die man sich vorstellen kann. Der pantheistische Sufi Ibn Arabi, lässt die Kadaver toter Tiere, stehende, stinkende und faulige Sümpfe und alle schmutzigen Orte aus, in denen Gott sein könnte und wählt poetisch aus, wo er denkt, dass Gott sei:
Mein Herz kann jede Form annehmen:
ein Grasland für Gazellen,
ein Kloster für Mönche.
Für die Götzen heiliger Boden,
Ka’ba für die umkreisenden Pilger,
die Tafeln der Tora,
die Schriftrollen des Quran.[7]
Sufis sind auch für ihr Verfolgen von Fanaa’ (wörtlich Selbstaufgabe) bekannt, die darauf abzielt, sich selbst in Gott zu verlieren, wieder eine konzeptionelle Abweichung, die völlig in ein Mysterium gehüllt ist. Wie bei allen parallelen Paradigmen befiehlt die verehrte Unverständlichkeit den Gläubigen, einfach nur Glauben zu haben und niemals aufzugeben, eher mystifiziert zu sein, wenn sie an Gott denken, als zu versuchen zu verstehen.
6- Vom Konzept eines transzendenten, ehrfurchterweckenden Gottes abgewichen, kann der Pantheismus kaum eine Grundlage für denkbare und anwendbare Ethik liefern. Eine transzendente Gottheit ist wesentlich für die lang gehegten Normen von Sünde und Bösem, und Sittsamkeit und andere Motivationen als Belohnung und Bestrafung finden, etwas auf das kein menschliches Gesetz niemals verzichten kann.
Ebenso kann die Bipolarität von Gut und Böse nicht in einem solchen Kontext stattfinden; Gott wird für Gut und Vollkommen gehalten, Er kann nichts Böses ausstrahlen. Daher sind alle Manifestationen des Bösen, die wir sehen, konsequent als gut zu betrachten. Genau wie die Theorie denkbar ungünstig für die Grundwerte ist, die das menschliche Leben charakterisieren und mit der einfachen Logik kollidiert. Wo ethische Abschreckungsmittel und Stimulantien fehlen, überwiegt Anarchie und der Drang des Bösen kann nicht in Schach gehalten werden: "Wenn Gott alles enthält, und wenn Gott vollkommen und gut ist, dann sollte alles, das existiert, vollkommen oder gut sein; eine Schlussfolgerung, die unserer gemeinsamen Erfahrung völlig entgegenzustehen scheint, so vieles in der Welt ist weit davon entfernt, dies zu sein."[8]
Fußnoten:
[1] Ibn Taymiyyah,Al-Fatwa Al-Hamawyyh Al-Kubra, 370
[2] Oxford Dictionary of English
[3] Bhagavad Gita 31 of chapter 6
[5] Richard Dawkins, The God Delusion (2006)p. 40.
[6] Max Jammer, Einstein and Religion: Physics and Theology (1999), p. 51
[7] Ibn Arabi, Tarjuman al-Ashwaq, translation by Michael A. Sells, from Poem 11
[8] The Stanford Encyclopedia of Philosophy
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