Kristin, Ex-Katholikin, USA (teil 2 von 2)
Beschreibung: Nachdem sie in einem Chatroom in den Islam eingeführt wurde, findet sich Kristin den Qur´an lesend und weinend in einer Bibliothek wieder auf der Suche nach der Religion.
- von Kristin
- Veröffentlicht am 12 Oct 2009
- Zuletzt verändert am 12 Oct 2009
- Gedruckt: 447
- Gesehen: 18,238 (Tagesmittelwerte: 3)
- Bewertet von: 135
- Emailed: 0
- Kommentiert am: 0
An diesem Punkt war ich einfach nur verwirrt und frustriert, genau wie am Anfang meiner Suche. Ich hätte am liebsten meine Arme zu Gott erhoben und geschrien: "Was jetzt?" Ich war keine Jüdin, und ich war keine Christin; ich war nur eine Person, die einen Gott glaubte. Ich dachte, ich gebe die organisierte Religion ganz auf. Alles, was ich wollte, war die Wahrheit; mir war egal, aus welchem heiligen Buch sie kam; ich wollte einfach nur die Wahrheit!
Eines Tages las ich im Internet und entschloß mich, eine Pause zu machen und einen Chatroom zu suchen. Mir fiel ein "Religions-Chat", der mich natürlich interessierte, also klickte ich auf "an". Da entdeckte ich einen Raum, der sich "Muslim-Chat" nannte – sollte ich da hineingehen? Ich hoffte, dass keine Terroristen Zugang zu meiner e-mail bekommen und mir Computerviren oder schlimmeres senden würden. Bilder von großen schwarz gekleideten Männern mit großen Bärten, die an meine Tür kommen und mich kidnappten, durchzuckten meinen Kopf. (Du kannst sehen, wieviel ich vom Islam wußte – nichts!) Aber dann dachte ich, es ist nur eine harmlose Nachforschung. Ich entschloß mich, hineinzugehen und bemerkte, dass die Leute in diesem Chat-Room überhaupt nicht so furchterregend waren, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Tatsächlich nannten sich die meisten von ihnen "Bruder" oder "Schwester", auch wenn sie sich gerade erst getroffen haben! Ich sagte: "Hi!" zu jedem und sagte ihnen, sie sollen mich mit den Grundlagen des Islam vertraut machen – von denen ich nichts wusste. Was sie zu sagen hatten, war interessant und stimmte mit dem überein, was ich bereits glaubte. Einige Leute boten mir Bücher an, also sagte ich: "okay". (Nebenbei bemerkt, ich bekam nie irgendwelche Viren und keine Männer tauchten an meiner Tür auf, um mich zu entführen, außer meinem Ehemann, aber da ging ich freiwillig!)
Als ich mich aus dem Chat ausloggte, ging ich auf dem direkten Weg zur Bibliothek und ließ mir jedes Buch über den Islam zeigen, genau wie ich es mit dem Judentum getan hatte. Jetzt war mein Interesse geweckt, und ich wollte lesen und mehr lernen. Bevor ich mit einem Riesenstapel Bücher nach Hause kam, wollte ich ein paar ansehen. Dies war ein Wendepunkt für mich… Die ersten wenigen, die ich mir ansah, erklärten die Grundlagen detaillierter, einige waren Lehrbücher und manche hatten Bilder von wunderschönen Moscheen mit Frauen in Tüchern. Ich war glücklich, dass ich auch einen Quran gefunden hatte... ich öffnete ihn zufällig und began zu lesen. Die Sprache war es, die mich zuerst traf, ich fühlte, dass eine Autorität mit mir sprach, kein Mann, so wie ich bei anderen "heiligen" Texten immer den Eindruck gehabt hatte. Die Passage, die ich las (und leider weiß ich nicht mehr, welche es gewesen war), handelte davon, was Gott in diesem Leben von dir erwartet und wie du Seinen Befehlen entsprechend leben sollst. Sie erklärte, dass Gott der Gütigste und Barmherzigste und der All-Vergebende ist. Am wichtigsten: zu Ihm kehren wir alle zurück. Bevor ich es merkte, konnte ich jede meiner Tränen auf die Seiten tropfen hören, die ich gerade las. Ich weinte – gerade hier, mitten in der Bibliothek, denn schließlich hatte ich nach all meinem Suchen und Hinterfragen das gefunden, wonach ich gesucht hatte – den Islam. Ich wußte, der Quran war etwas Einzigartiges, denn ich hatte schon viel religiöse Literatur gelesen und KEINE war jemals annährend so deutlich gewesen oder hatte mir ein solches Gefühl vermittelt. Jetzt konnte ich die Weisheit Gottes erkennen… dass Er mich zuerst das Judentum und das Christentum so gründlich erforschen lassen hat, bevor ich den Islam fand, so dass ich sie alle vergleichen konnte und mir bewußt wurde, dass NICHTS mit dem Islam zu vergleichen war.
Von diesem Punkt an veriefte ich meine Nachforschungen über den Islam. Ich näherte mich ihm, indem ich nach Ungereimtheiten suchte, so wie ich es mit dem Judentum und dem Christentum auch gemacht hatte, aber es waren keine zu finden. Ich durchstöberte den Quran, suchte nach der kleinsten Ungereimtheit, dem kleinsten Widersprüch, aber bis zum heutigen Tage war ich nicht in der Lage, auch nur EINE einzige Ungereimtheit darin zu finden! Eine andere großartige Sache, die ich am Quran liebe, ist, dass er den Leser herausfordert, ihn zu hinterfragen. Er sagt über sich selbst, wenn er nicht von Gott wäre, würdet ihr eine Menge Widersprüche darin finden! Der Islam ist nicht nur frei von Widersprüchen, ich fand auch Antworten auf sämtliche Fragen, die mir in den Sinn kamen – befriedigende Antworten.
Nach drei Monaten entschied ich mich, dass der Islam die Antwort war und konvertierte offiziell, indem ich die Schahada aussprach. Allerdings sprach ich meine Schahada am Telefon mit einem Imam aus Pennsylvania, denn in meiner Nähe gab es weder Muslime noch Moscheen (die NÄCHSTE war ungefähr 6 Stunden entfernt). Ich habe meine Entscheidung zu konvertieren nie bedauert. Da es da, wo ich lebte, keine Muslime gab, mußte ich selbst die Initiative ergreifen und vieles allein lernen, aber ich wurde niemals müde, denn ich lernte die Wahrheit. Die Annahme des Islam war wie ein Erwachen meines Geistes, meines Verstandes und sogar meiner Weltsicht.
Ich könnte es mit jemandem vergleichen, der ein schlechtes Sehvermögen hat; er strengt sich an, um mit der Klasse mitzuhalten, kann sich nicht konzentrieren und wird ständig durch seine Behinderung herausgefordert. Wenn du ihm einfach eine Brille geben würdest, würde ihm alles klar und deutlich erscheinen. So ist meine Erfahrung mit dem Islam: als hätte ich eine Brille erhalten, die es mir zum ersten Mal erlaubte, wirklich zu sehen.
Fügen Sie einen Kommentar hinzu