Ein Tag und eine Nacht im Ramadhan (teil 1 von 2): Das Fasten am Tag
Beschreibung: Ein typischer Tag im Leben eines Muslim im Ramadhan.
- von M. Abdulsalam (© 2008 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 05 May 2008
- Zuletzt verändert am 11 Mar 2024
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Ramadhan ist für die Muslime ein sehr besonderer Monat, denn die Muslime auf der ganzen Welt verrichten darin viele unterschiedliche gottesdienstliche Handlungen, von denen das Fasten die wichtigste ist. Dieses Fasten im Ramadhan ist eine der fünf Säulen des Islam, es ist eine Pflicht für alle Erwachsenen und alle Heranwachsenden, die dazu in der Lage sind. Ramadhan ist auch der Monat, in dem der Prophet Muhammad seine erste Offenbarung erhalten hat, deshalb wird er auch "Monat des Quran" genannt. Während dieses Monats kann man eine deutlich spürbare Veränderung im Leben der Menschen, wie auch in den Gesellschaften feststellen. Dieser Artikel wird einen typischen Tag eines Muslim in diesem Monat der Vergebung beschreiben.
Eine frühe Mahlzeit
“Nehmt eine Mahlzeit vor der Morgendämmerung ein; denn diese ist eine segenvolle Mahlzeit.” (Sahieh Al-Bukhari)
Obwohl es keine Pflicht ist, stehen muslimische Familien den ganzen Ramadhan hindurch früh am Morgen, bevor das erste Morgenlicht zu sehen ist, auf, und nehmen in Anlehnung an die Lehren des Propheten, Gottes Segen und Frieden sei auf ihm, eine leichte Mahlzeit ein. Normalerweise beginnt der Tag eines Muslim mit dem Frühgebet, das verrichtet wird, wenn die ersten Spuren des Lichts am Himmel erkennbar sind, aber da dies die Zeit ist, zu der man zu fasten beginnt und sich des Essens und Trinkens enthält, ermunterte der Prophet die Muslime, vor dieser Zeit aufzustehen und ein Mahl einzunehmen.
Hier sehen wir deutlich, dass der Sinn des Fastens nicht darin besteht, den ganzen Tag hungrig zu sein, sondern eher, dass man seinen Lebensalltag umstellt, um mehr Zeit mit dem Gottesdienst für Allah zu verbringen, das ist eine Tatsache, die uns bald ganz klar werden wird. Jemand, der oft das Frühgebet verpasst, dasjenige der fünf Gebete, das am schwersten in seiner vorgeschriebenen Zeit zu beten ist, steht in diesem gesegneten Monat früh auf, um die Mahlzeit einzunehmen. Also gewöhnt sich diese Person daran, früh aufzustehen, was ihm dabei behilflich ist, das Frühgebet in der restlichen Zeit des Jahres pünktlich zu beten.
Das beliebteste freiwillige Gebet ist eines, das als "Qiyaam-ul-Lail" oder als das Nachtgebet bezeichnet wird.[1] Dieses Gebet wird einzeln vor dem Frühgebet verrichtet. Es ist so beliebt, dass es auch liebevoll als "Gebet der Frommen" bezeichnet wird, es ist ein Gebet der Demütigen, während der Großteil der anderen Menschen noch in ihren Betten schläft. Gott beschreibt dieses Gebet im Quran indem Er sagt:
“Ihre Seiten halten sich fern von (ihren) Betten; sie rufen ihren Herrn in Furcht und Hoffnung an ...” (Quran 32:16)
Das Aufstehen in den frühen Morgenstunden ermuntert die Gläubigen ebenfalls, dieses gesegnete Gebet zu beten, etwas das für manche sonst eine mühsame Aufgabe darstellt.
Diese Mahlzeit vor der Dämmerung sollte möglichst nahe an der Zeit der Dämmerung eingenommen werden und so essen die Menschen, bis sie den Mu´ezzin oder Gebetsrufer den Adhan von der örtlichen Moschee rufen hören, was anzeigt, dass das erste Morgenlicht nun sichtbar ist. Daher beenden die Muslime dann ihre Mahlzeit und bereiten sich darauf vor, am Gemeinschaftsgebet in der örtlichen Moschee teilzunehmen, das das ganze Jahr über fünfmal am Tag gebetet wird.
Der Monat des Quran
Nachdem sie am Frühgebet teilgenommen haben, wählen viele Muslime diese Zeit aus, um eine Weile in der Moschee sitzen zu bleiben und einen ausgewählten Abschnitt aus dem Quran zu lesen. Die Quranrezitation ist zu jeder Zeit empfohlen, denn durch sie vertieft sich der Glaube im Islam:
“Gläubig sind wahrlich diejenigen, deren Herzen erbeben, wenn Allah genannt wird, und die in ihrem Glauben gestärkt sind, wenn Seine Verse verlesen werden.” (Quran 8:2)
Da es sich um den Monat handelt, in dem der Quran herabgesandt wurde, bemühen sich die Muslime noch eifriger darum, ihn ganz zu rezitieren, wie es auch der Prophet, Gottes Segen und Frieden sei auf ihm, getan hat.
“[Der Prophet] traf ihn (Gabriel) jede Nacht im Ramadhan und rezitierte ihm den Quran.” (Sahieh Al-Bukhari)
Im Ramadhan findet man höchst selten eine Moschee zu irgendeiner Tageszeit leer vor. Muslime versuchen in diesem Monat eine Zeit zu reservieren, um den Quran vollständig zu lesen und über seine Bedeutungen nachzudenken.
Am Tag fasten
In den meisten muslimischen Ländern sind die Arbeitslast und die Zeitpläne im Ramadhan gelockert, um den Besonderheiten dieses Monats gerecht zu werden. Die Kinder gehen später zur Schule, damit sie das frühe Aufstehen und das späte Nachtgebet kompensieren können, und der Großteil der Geschäfte schließt zeitig vor Sonnenuntergang. Viele Läden bleiben dafür aber die ganze Nacht hindurch geöffnet.
Während der Tagesstunden bis die Sonne hinter dem Horizont versinkt, enthält sich der Muslim des Essens und Trinkens aller Art, und auch des Geschlechtsverkehrs mit seinem Ehepartner. Dies verschafft dem Muslim im Tagesverlauf einen Sinn dafür, dass er all dies tut, um Gottes Befehlen zu gehorchen, denn es unterlässt Dinge, die sonst tagsüber erlaubt sind. Dies schuf in den Muslimen ein Bewusstsein dafür, das sie ermuntert, unerlaubte Taten auch sonst zu unterlassen. Die Muslime mit ausgetrockneten Mündern durch den Wassermangel und die Enthaltsamkeit von jeglichem Essen den ganzen Tag, erhalten einen sechsten Sinn: Gottesbewusstsein – und das ist das Ziel des Fastens im Monat Ramadhan. Gott sagt im Quran:
“Das Fasten ist euch vorgeschrieben, so wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren. Vielleicht werdet ihr Gott fürchten.” (Quran 2:183)
Fasten ist ein verborgener Gottesdienst, den eine Person Gott darbietet. Sie könnte auch genauso gut heimlich essen und trinken ohne dass jemand etwas davon erfahren würde... aber was sie davon zurückhält, ist das Bewusstsein von der Anwesenheit ihres Herrn.
Aus diesen Grunde sieht man zahlreiche sündige Muslime viele ihrer Sünden in diesem gesegneten Monat wegen seiner Heiligkeit unterlassen, und man kann nur hoffen, dass sie das verbleibende Jahr so vom Glauben erfüllt bleiben werden.
Der Prophet, Gottes Segen und Frieden sei auf ihm, warnte die Muslime vor bestimmten Sünden, in die man leicht verfallen kann und die das Ziel des Fastens ruinieren. Der Prophet sagte:
“Wer das falsche Wort und dessen tatkräftige Durchsetzung nicht unterlässt, von dem verlangt Gott nicht, dass er auf sein Essen und Trinken verzichtet.” (Sahieh Al-Bukhari)
Er warnte auch davor, sich provozieren zu lassen, sich unpassend zu benehmen. Er forderte die Muslime auf, jemandem, der einen provozieren möchte, folgendes zu antworten:
“Ich faste, ich faste.” (Sahieh Al-Bukhari)
Diese prophetischen Aussagen verdeutlichen, dass der Hauptnutzen vom Ramadhan spirituell und redlicher ist.
Daher stellt man im Ramadhan in den muslimischen Gesellschaften fest, dass ein Geist des Friedens in die Herzen der Menschen eingezogen ist, aufgrund des zusätzlichen Gottesdienstes und dem Meiden sämtlicher Schechtigkeit und bösen Verhaltensweisen. Die Menschen sind allgemein viel umgänglicher und offenherziger und wenn man für einen Monat in einer Gesellschaft lebt, in der die meisten Menschen fasten, dann entsteht eine Einigkeit und Brüderlichkeit, die durch keine andere Gelegenheit übertroffen werden, außer vielleicht dem Hağğ.
Iftar, oder Fastenbrechen
Wenn der Tag endet, sammeln sich due Muslime in ihren Häusern und erwarten den Sonnenuntergang. Mütter und Töchter sind normalerweise zu dieser Zeit damit beschäftigt, das Fastenbrechen und Abendessen vorzubereiten, während die Männer von ihrer Arbeit zurückkehren und sich bequemere Kleidung anziehen und dann entweder die Zeit nutzen, um Quran zu lesen oder helfen, das Fastenbrechen vorzubereiten. Kurz vor Sonnenuntergang versammelt sich die Familie am Esstisch, um auf den Mu´ezzin zu warten; diese Zeit nutzen sie, um Allah zu preisen und um Seine Gnade zu bitten.
“Es gibt für die Fastenden wirklich ein Gebet, das beantwortet wird, wenn sie ihr Fasten brechen.” (Tuhfat-ul-Muhtaj)
Wenn der Ruf zum Gebet zu hören ist, beeilen sich die Muslime, ihr Fasten mit Datteln zu brechen, indem sie dem Propheten nacheifern und Worte der Dankbarkeit sprechen, die der Prophet uns gelehrt hat, Gottes Segen und Frieden sei auf ihm.
“Der Durst ist gelöscht, die Adern sind feucht geworden und die Belohnung ist gesichert, so Gott will.” (Abu Dawud)
Viele Muslime fügen noch hinzu:.
“Oh Allah, für Dich Allein habe ich gefastet und an Dich Allein habe ich geglaubt. Mit Deiner Versorgung habe ich mein Fasten gebrochen und auf Dich habe ich vertraut.”
Muslime nehmen dann eine leichte Mahlzeit mit unterschiedlichen Appetitanregern und Getränken zu sich. Häufig wird man eingeladen oder lädt wiederum andere ein, entweder Familienmitglieder, Freunde oder arme Menschen. In der Mehrzahl der Moscheen wird Essen verteilt, um das Leid der Armen zu vermindern. In manchen Moscheen wird Iftar abgehalten, um die Gemeinschaft zu stärken, normalerweise in Ländern in denen die Muslime eine Minderheit darstellen. Der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden sei auf ihm, ermunterte die Menschen, andere in diesem gesegneten Monat zu speisen, als er sagte:.
“Wer einem Fastenden Essen gibt, mit dem er sein Fasten bricht, wird diegleiche Belohnung erhalten (wie der Fastende) ...” (Al-Tirmidhi)
Besondere Rationen werden zum Beginn von Ramadhan durch wohltätige Organisationen an bedürftige Haushalte verteilt, um die Bedürfnisse dieses Monats zu decken.
Die Erleichterung, die man beim Fastenbrechen fühlt, ist wirklich unbeschreiblich. Niemals sonst erscheint einem das ärmlichste Mahl so wohlschmeckend oder bereitet dem Gläubigen eine solche Freude. Der Prophet, Gottes Segen und Frieden sei auf ihm, sprach wirklich die Wahrheit, als er sagte:
“Der Fastende wird zwei Augenblicke der Freude erleben: einmal wenn er sein Fasten bricht und ein anderes Mal, wenn er seinem Herrn begegnet.” (Sahieh Al-Bukhari)
Es gibt keine Zeit für ein großes Essen, denn der Sonnenuntergang ist die Zeit für ein anderes vorgeschriebenes Gebet. Die Muslime bereiten sich darauf vor, an dem Gemeinschaftsgebet teilzunehmen, das meistens zu Fuß zu erreichen ist. Nach dem Gebet essen manche Muslime Abendessen, während andere das Essen verschieben, bis das Nachtgebet beendet ist, ein Ereignis, das eines der Hauptmerkmale der Nächte des Ramadhan darstellt, eine andere spirituelle Dimension dieses gesegneten Monats der Gnade und Segnungen.
Footnotes:
[1]Wörtlich: "Das Stehen in der Nacht" aufgrund der langen Rezitation, die beim Stehen durchgeführt wird..
Ein Tag und eine Nacht im Ramadhan (teil 2 von 2): Gottesdienst in der Nacht
Beschreibung: Eine typische Nacht im Leben eines Muslim im Ramadhan.
- von M. Abdulsalam (© 2008 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 05 May 2008
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Nach dem Gebet bei Sonnenuntergang kehren die Muslime in ihre Häuser zurück, wo sie wieder eine Kleinigkeit essen oder ihr Abendessen einnehmen. Allerdings essen die meisten Leute nicht so viel, denn es stört sie sonst später, wenn sie am Gottesdienst teilnehmen wollen, der die Freude des Muslim im Ramadhan darstellt – das Tarawieh Gebet. Dieses Gebet wird unmittelbar nach dem Nachtgebet gebetet, das verrichtet wird, sobald die letzten Strahlen des Sonnenuntergangs verschwunden sind, etwas eineinhalb Stunden nach dem Gebet bei Sonnenuntergang.
Das Tarawieh (Nachtgebet)
Das Tarawieh ist ein besonders Gebet, das in der Gemeinschaft gebetet wird. Es ist ziemlich lang, es dauert von einer Stunde bis eineinhalb Stunden. In jeder Nacht des Ramadhan wird es verrichtet und die meisten Imame oder Vorbeter versuchen, darin den ganzen Qur´an zu rezitieren. Darin beten die Muslime zu ihrem Herrn, stehend, sich verbeugend und niederwerfend und erhalten die Gelegenheit den Qur´an im Ganzen zu hören, die Verse melodisch vorgetragen zu bekommen, als wäre er ihnen hier und jetzt offenbart worden. Moscheen mit erfahrenen Lesern füllen sich schnell, daher kommen die Betenden schon eher, um sich ihre Plätze freizuhalten. Manche Moscheen fassen über tausend Betende, die aus der ganzen Stadt kommen, um dort am Gebet teilzuhaben. In der Tat ist es eine Erfahrung auf die man ein ganzes Jahr gewartet hat. Das Tarawiehgebet ist ein Mittel, um Vergebung zu erlangen, wie der Prophet sagte:
“Wer im Nachtgebet im Ramadhan steht, an Gott glaubt und auf Seinen Lohn hofft, dem werden alle seine vergangenen Sünden vergeben.” (Sahieh Al-Bukhari)
Die Betenden hören der Qur´anrezitation im Gebet zu und denken über seine Bedeutung nach, und die Stimme des Imam hat großen Einfluss auf die Menschen. In verschiedenen Moscheen kann man nicht selten sehen, wie die Menschen zu weinen beginnen, wenn sie Verse hören, die von Gottes Segnungen, Seiner Gnade und Seiner Liebe, von Seinem Paradies, das Er den geduldigen Gläubigen vorbehalten hat oder die von dem Leiden in der Hölle sprechen. Der Qur´an ist eine Offenbarung, die jedes Individuum anspricht und so fühlt jeder Einzelne, dass Gott ihn direct anspricht, wenn er ihn hört. Daher sind die Gefühle, die bei der Qur´anrezitation aufwallen wirklich unvergleichlich und unbeschreiblich.
Am Ende des Tarawiehgebets erheben der Imam und die Gemeinde ihre Hände und machen Bittgebete für sich und für die Muslime; sie bitten Gott um die Vergebung ihrer Sünden, dass Er ihnen Stärke verleiht, um ihren Glauben zu praktizieren und standhaft zu bleiben, dass Er sie in das Paradies eintreten lässt, dass Er die Kranken heilt, dass Er den Verstorbenen vergibt und sie bitten Ihn um die guten Dinge in dieser Welt und in der nächsten Welt. Sie bitten Gott, sie vor der Strafe am Tag des Gerichts zu bewahren, ihre Abrechnung an jenem Tag zu erleichtern und die Leiden ihrer muslimischen Brüder auf der ganzen Welt zu mindern. Es ist nicht ungewöhnlich, die Mehrheit der Gemeinde unter Tränen ihren Herren anflehend zu finden. Tatsächlich ist das Tarawiehgebet einer der Höhepunkte im Ramadhan, und es spielt eine große Rolle dabei, die Muslime zu inspirieren und ihnen Redlichkeit zu verleihen.
Nach dem Tarawieh kehren die Muslime in ihre Häuser zurück, essen Abendessen und dann erholen sie sich in ihren Betten, damit sie am nächsten Morgen wieder zu der Mahlzeit vor der Morgendämmerung aufstehen können.
Wie man sehen kann, ist der Ramadhan ein Monat, in dem verschiedene gottesdienstliche Handlungen für Gott verrichtet werden. Ramadhan ist wie eine Übungszeit, in der die Muslime ihren Lebensstil so verändern, dass er Gottes Befehlen mehr entspricht. Von der Zeit an, zu der der Mensch am Morgen erwacht, den gesamten Tag hindurch und bis in die Nacht hinein verrichtet der Muslim verschiedene gottesdienstliche Handlungen, zu manchen ist er verpflichtet, andere macht er freiwillig, aber alle vollzieht er, um seinem Herrn zu gefallen. Dieser Monat ist tatsächlich ein Schlüsselfaktor im Leben der Muslime, eine Zeit der Verjüngung, in der der Gläubige für ein neues Jahr seines Lebens inspiriert wird, der mit der Zufriedenheit Gottes erfüllt ist und Seinen Zorn vermeidet.
Es gibt noch andere Besonderheiten im Ramadhan.
Die letzten zehn Nächte
1. “Wahrlich, Wir haben ihn (den Qur´an) herabgesandt in der Nacht von Al-Qadr.
2. Und was lehrt dich wissen, was die Nacht von Al-Qadr ist?
3. Die Nacht von Al-Qadr ist besser als tausend Monate.
4. In ihr steigen die Engel und der Geist (Gabriel) herab mit der Erlaubnis ihres Herrn zu jeglichem Geheiß.
5. ‘Friede’ ist sie bis zum Anbruch der Morgenröte.” (Quran:97:1-5)
Es war Ramadhan, als der Qur´an von den Himmeln auf die Erde herabgesandt wurde. Genauer gesagt, es war in einer der letzten zehn Nächte dieses gesegneten Monats. Der Prophet, Gottes Segen und Frieden sei auf ihm, sagte:
“Erwartet die gesegnete Nacht in den letzten Zehn.” (Sahieh Al-Bukhari)
In jener Nacht sind die gottesdienstlichen Handlungen und guten Taten besser, als wenn sie über tausend Monate verrichtet werden, wie in dem oben zitierten Qur´anvers gesagt wird. Daher vermehrte der Prophet, Gottes Segen und Frieden sei auf ihm, seinen Gottesdienst, indem er die ganze Nacht im Gebet wach blieb.
“Wenn die [letzten] zehn [Nächte] des Ramadhan anbrachen, krämpelte der Prophet seine Ärmel hoch und verlieh der ganzen Nacht Leben und weckte seine Familie.” (Sahieh Al-Bukhari)
Die Muslime erwarten diese gesegnete Nacht, damit ihr Lohn vermehrt wird. Muslime verbringen die ganze Nacht im Gottesdienst, vom Beten des Tarawiehgebets über Qur´anlesen, Bittgebete sprechen bis hin zu freiwilligen zusätzlichen Gebeten. Während dieser Nächte wird in den Moscheen sogar noch ein zusätzliches Gebet verrichtet, das eineinhalb bis zwei Stunden dauert und kurz vor der Zeit für die Mahlzeit vor der Dämmerung endet. Die Nächte leben vor Gottesdienst und die Menschen strengen sich mit all ihrer Kraft an, dies zu tun, um zu versuchen, diese geehrte Nacht im Gottesdienst zu verbringen. Der Prophet, Gottes Segen und Frieden sei auf ihm, sagte:
“Wer in der gesegneten Nacht im Gebet verbrachte, an Gott glaubte und Seinen Lohn erhoffte, dem werden alle seine vergangenen Sünden vergeben.” (Sahieh Al-Bukhari)
Ramadhan ist ein Monat der Vergebung und die Menschen hoffen, dass sie zu denjenigen gehören werden die vor dem Feuer gerettet werden:
“Gott erwählt wen Er will (im Ramadhan), der vor dem Feuer gerettet wird, und zwar in jeder Nacht. ” (Al-Tirmidhi)
Aus diesem Grund fasten, beten und erwarten die Menschen die geehrte Nacht, damit ihnen ihre Unzulänglichkeiten vergeben werden und sie in das Paradies eintreten dürfen.
Umrah (Kleinere Pilgerreise nach Mekka)
Der Prophet, Gottes Segen und Frieden sei auf ihm, ermunterte die Leute, die Kaaba zu besuchen und die kleinere Pilgerreise oder Umrah zu vollziehen. Er sagte:
“Tatsächlich die Umrah im Ramadhan zu vollziehen entspricht dem Hağğ mit mir.” (Sahieh Al-Bukhari)
Deshalb zieht es Millionen von Pilgern nach Mekka, um diese kleinere Pilgerreise zu machen. Die meisten kommen während der letzten zehn Tage des Monats in der Hoffnung, die Belohnung des Hağğ zu verdienen und um an den Gebeten bei der Kaaba teilzunehmen, eine unglaubliche Erfahrung für den Gläubigen. Man trifft Muslime aus allen Teilen der Welt, aller Kulturen und aller Rassen, und alle nehmen an dem gemeinschaftlichen Fasten des Tages und dem Gottesdienst die Nacht hindurch teil, um die Zufriedenheit ihres Schöpfers, ihres Herrn zu erlangen.
Ein Monat der Vergebung
Wir erwähnten verschiedene prophetische Aussagen, die feststellen, dass die unterschiedlichen Arten des Gottesdienstes Mittel zur Vergebung sind. Fasten, Tarawiehgebet und das Beten in der geehrten Nacht – das alles sind Mittel der Vergebung.
“Wer den Monat Ramadhan fastet, an Gott glaubt und Seinen Lohn erhofft, dem werden alle seine vergangenen Sünden vergeben.” (Sahieh Al-Bukhari)
“Wer im Ramadhan das Nachtgebet verrichtet, an Gott glaubt und auf Seinen Lohn hofft, dem werden alle seine vergangenen Sünden vergeben.” (Sahieh Al-Bukhari)
“Wer in der geehrten Nacht im Gebet stand, an Gott glaubt und Seinen Lohn erhofft, dem werden alle seine vergangenen Sünden vergeben.” (Sahieh Al-Bukhari)
Ramadhan ist allgemein der Monat der Errettung vom Höllenfeuer:
“Gott wählt (im Ramadhan) aus, wer vom Feuer gerettet werden wird - und das in jeder Nacht.” (Al-Tirmidhi)
Ein Monat der Wohltätigkeit
Wie schon zuvor erwähnt, bemühen sich die Menschen, andere zu speisen oder ihnen Lebensmittel zukommen zu lassen, mit denen sie ihr Fasten brechen können, und sie spenden bedürftigen Familien Lebensmittel, damit diese im Monat Ramadhan genug zu essen haben. Abgesehen davon sind die Menschen im Ramadhan allgemein wohltätiger, denn die Wohltätigkeit wird als eine Form des Gottesdienstes angesehen, und Gott wird sie dafür belohnen. Der Gefährte des Propheten, Abdullah bin Abbas sagte:
“Der Prophet war der großzügigste Mensch, und im Ramadhan war er sogar noch großzügiger.” (Sahieh Al-Bukhari)
Um ihre guten Taten zu vermehren, wählten manche Muslime ebenfalls den Monat Ramadhan, um ihre Zakat[1] oder das Pflichtalmosen zu entrichten.
Sich in Einsamkeit zurückziehen
Es gibt eine besondere Form des Gottesdienstes im Islam, bei dem man sich für eine gewisse Zeit lang in die Moschee zurückzieht, sei es für einen Tag oder für eine Woche, und man verbringt seine Zeit mit der Qur´anrezitation und dem Lobpreisen Gottes, was wiederum eine Übung für den Menschen ist, sein Leben ganz Gott zu widmen. Indem man sich von der alltäglichen Routine abkapselt und ganz dem Gottesdienst hingibt, lernt man, Prioritäten zu setzen und dem Leben in dieser Welt weniger Beachtung zu schenken. Der Prophet, Gottes Segen und Frieden sei auf ihm, praktizierte selbst auch dieses Zurückziehen, das I’tikaaf genannt wird, in den letzten zehn Tagen des Ramadhan. Er schlug ein Zelt in der Moschee auf und zog sich darin zurück, wo er sich ganz den unterschiedlichen Arten des Gottesdienstes widmete.
Muslime auf der ganzen Welt versuchen, sich von ihrer Arbeit oder Schule frei zu nehmen, um diesen Gottesdienst zu erfüllen, aber aufgrund der Schwierigkeit, ganz vom alltäglichen Leben abzuschalten, gelingt dies nur wenigen Menschen. Nichtsdestotrotz findet man in den Gemeinschaftsmoscheen nur wenige Menschen, die diesen Gottesdienst wahrnehmen.
Schlussfolgerung
Wie man sehen kann, ist Ramadhan für die Muslime auf der ganzen Welt eine wirklich besondere Zeit. Es ist ein Monat des Gottesdienstes, in dem die Sünder bereuen und sich Gott wieder zuwenden und die Gläubigen ihren Glauben erneuern. Es ist eine Übungszeit, in der man sich daran gewöhnt, ein Leben im Einklang mit den Befehlen Gottes zu führen und Seine Zufriedenheit zu suchen. Es ist eine Zeit, in der man seine Verbindung zu Gott stärkt. Es ist eine Zeit, in der der Mensch sich selbt dazu erzieht, zusätzliche gottesdienstliche Handlungen zu den Pflichten zu verrichten. Der Monat Ramadhan ist ohne Vergleich, und die Gefühle der Muslime in diesem Monat sind unbeschreiblich. Aus diesem Grund baten die Gefährten des Propheten Gott, ihnen die Gnade zukommen zu lassen, Ramadhan bereits sechs Monate vor seinem Beginn und sechs Monate nach seinem Ende erleben zu können, und sie baten Gott um Vergebung für ihre Unzulänglichkeiten darin. Wir bitten Gott, das Fasten und die Gebete der Muslime in diesem gesegneten Monat anzunehmen, und anderen die Rechtleitung zuteil werden zu lassen, um in der Lage zu sein, ihn als Muslime fasten zu können.
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