Hijab in der Bibel und in der Torah (teil 1 von 2): Hijab bei christlichen Gruppierungen
Beschreibung: Die Geschichte der Verhüllung und der Kopfbedeckung in der christlichen Kirche.
- von Aisha Stacey (© 2016 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 14 Nov 2016
- Zuletzt verändert am 20 Jan 2020
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Die wörtliche Bedeutung von Hijab ist verschleiern, bedecken oder abschirmen. Es beinhaltet mehr als nur eine Kleiderordnung; es geht um moralische Grenzen und um Respekt für die Frau. Es ist Teil des Zusammenhalts der Gesellschaft und des anständigen Benehmens. Allerdings ist der Begriff Hijab mit dem Wort Kopftuch austauschbar geworden. Die Bedeutung wurde manchmal zu kulturellen Bekleidungsstandards erweitert, wie die Burqa in Afghanistan, den Tschador im Iran und dem Shalwar Kamise in Pakistan. Hijab besitzt zahlreiche Bedeutungen und in dieser Artikelreihe werden wir uns auf den Hijab als Kopfbedeckung konzentrieren und den Hijab in Bibel und Torah besprechen.
Die erste Gelegenheit, bei der von dem Verschleiern oder Bedecken der Haare für Frauen die Rede ist, wird in assyrischen Gesetzestexten aus dem 13. Jahrhundert vChr. berichtet. Seine Verwendung war auf Edelfrauen beschränkt. Prostituierten, Sklavinnen und armen Frauen war es verboten, ihre Haare / Köpfe zu bedecken. Sowohl in den antiken Reichen der Griechen und Römer gibt es Beweise, die auf verschiedene Art von Kopfbedeckungen hinweisen, die von Frauen getragen wurden. Besonders in Rom scheinen Kopfbedeckungen in Verbindung zu Gebeten und Hingabe zu stehen. Da in Griechenland Beweise anhand von Skulpturen und Töpfereien aus dieser Zeit ermittelt wurden, nehmen viele an, dass angesehene Frauen außerhalb ihres Hauses ihre Haare bedeckten. Selbst wenn neue Entdeckungen unsere Ansichten über den Grad und die Gründe für die Bedeckung hinfällig machen sollten, wissen wir dennoch mit Sicherheit, dass das Bedecken der Haare von Frauen keine unbekannte Sache gewesen ist.
Interessanterweise stammen die Bibelverse, auf die sich Christen berufen, wenn sie erklären, warum Frauen ihre Köpfe bedecken sollen, insbesondere bei den Gebeten oder in der Kirche, aus Paulus´ Briefen an die Korinther. Korinth war eine Stadt im Süden der griechischen Halbinsel, und während der Zeit, als die Korinther geschrieben wurden, gehörte sie zum Römischen Reich. Sie war ein kultureller Schmelzofen für römische, griechische und andere Kulturen, daher ist es wichtig zu fragen, welche kulturellen Normen beibehalten wurden, während sich die Stadt unter den Händen der Reiche veränderte.
In 1 Korinther 11:5 steht: "Und jede Frau, die ihren Kopf beim Beten oder Weissagen nicht verhüllt, entehrt ihr Oberhaupt, denn das wäre so, als ob sie kahl geschoren herumliefe." Die Frauen unter den frühen Christen verschleierten ihre Köpfe in der Kirche und jederzeit, wenn sie in der Öffentlichkeit waren und christliche Frauen erhielten diese Praktik zu einem gewissen Grad über die Jahrhunderte hinweg bis zum 19. und 20. Jahrhundert aufrecht, wo die Praktik rasch zurück ging.
In Korinth und in der gesamten christlichen Geschichte wurde die Kopfbedeckung als Zeichen der Unterwerfung zu Gott und / oder ihrem Ehegatten betrachtet und in manchen Gegenden und Konfessionen wird sie es noch immer. In Ägypten im zweiten Jahrhundert wurden Christen von dem christlichen Theologen Clement gedrängt: "… geht dezent bekleidet zur Kirche, mit natürlichem Gang, die Stille umarmend, im Besitz ungezügelter Liebe, reinen Körpers, reinen Herzens, angemessen, um zu Gott zu beten. Lasst die Frau dies weiter beachten. Sie soll gänzlich bedeckt sein, außer wenn sie zu Hause ist. Denn dieser Kleidungsstil ist ernst und schützt vor dem Betrachten. Und diejenige wird niemals fallen, die den Anstand vor ihren Augen trägt, und ihren Schal; sie wird auch keinen zur Sünde einladen, indem sie ihr Gesicht entblößt. Dies ist der Wunsch des Wortes, denn es wird eine Pflicht für sie, verschleiert zu beten."[1]
Die historischen Wurzeln der Verhüllung in Westeuropa geht auf das Byzantiner Reich zurück, wo die Verschleierung auf einen gehobenen sozialen Rang der Familien der verschleierten Frauen hinwies, Im Mittelalter war es für verheiratete Frauen üblich, ihre Haare mit Bedeckungen verschiedener Art zu bedecken. Malereien von Städterinnen in Westeuropa stellen häufig alles außer Gesicht und Hände bedeckt dar. Zu jener Zeit wurden Bäuerinnen und Frauen der Arbeiterklasse, die sich nicht bedeckten, als "locker" und leicht zu haben angesehen. Diese unehrenhafte Darstellung unbedeckter Frauen spielt auch im muslimischen Zusammenhang eine Rolle, wo der Qur´an sagt, dass das Verhüllen oder Bedecken auf einen hohen Status der gläubigen Frauen hinweist.
"… O Prophet! Sprich zu deinen Frauen und deinen Töchtern und zu den Frauen der Gläubigen, sie sollen ihre Übergewänder reichlich über sich ziehen. So ist es am ehesten gewährleistet, daß sie (dann) erkannt und nicht belästigt werden. Und Allah ist Allverzeihend, Barmherzig..." (Quran 33:59)
Einer christlichen Frau, die Nonne wird, wird gesagt, "den Schleier zu nehmen". Dies wird ihr in Bezug auf ihre Kopfbedeckung gesagt. Nonnen waren während der gesamten christlichen Geschichte an ihren unverwechselbaren Kopfbedeckungen zu erkennen, von denen viele dem muslimischen Hijab ähneln. Im Mittelalter haben verheiratete Frauen ihre Haare normalerweise außerhalb ihres Hauses bedeckt, und die Schleier der Nonnen basierten häufig auf säkularen Stilen und spiegelten die Position der Nonne aus "Braut Christi" wieder. Nonnen wird geraten, ein säkulares Leben aufzugeben, um Gott zu dienen, doch nichtsdestotrotz wurde verheirateten Frauen Respekt und Ehre zuteil.
Es gibt einige Beweise, die darauf hinweisen, dass die Verschleierung in Spanien durch die Überreste des Andalusischen Islamischen Reichs und durch muslimische Frauen aus dem nahen Nordafrika beeinflusst wurde. Eine leichte Kopfbedeckung aus Spitze, die als Mantilla bekannt ist, kam Ende des 16. Jahrhunderts in Spanien in Gebrauch, und sie war ein allgemeines Zeichen an die katholischen Massen der Welt. Königin Isabella II von Spanien ermunterte den Gebrauch innerhalb und außerhalb der Kirche. Nach ihrem Rücktritt 1870, wurde die Verwendung der Mantilla weitestgehend auf formale Gelegenheiten eingeschränkt. Seltsam genug, dass das Erfordernis, dass Frauen in der Kirche ihre Haare bedecken sollen, bis 1917 keinen Einzug in das Kanonische Gesetz erhalten hatte. Von da an bis 1983 hat das kanonische Gesetz der katholische Kirche verlangt, dass Frauen Schleier oder andere Kopfbedeckungen tragen. Vor 1917 gab es ein solches Gesetz noch nicht, obwohl das Tragen von Schleiern und anderen Kopfbedeckungen üblich war.
Auch wenn die Verwendung von Schleiern und Kopftüchern zurück gegangen ist, gibt es einige christliche Konfessionen, bei denen diese Praktik einen hohen Rang aufrecht erhalten hat. Für ungefähr 2000 Jahre haben orthodoxe Frauen, seien es Griechen, Serben, Russen, Ägypter oder Syrer in der Kirche ihre Köpfe bedeckt. Die universale orthodoxe Kirche hat eine erzwungene Kleiderordnung, auf der Grundlage, dass sie nicht vom Gebet ablenken darf. In Albanien tragen christliche Frauen oft weiße Schleier, und in albanisch orthodoxen christlichen Kirchengebäuden werden Frauen häufig von den Männern durch Gitterwände abgeschirmt. Zahlreiche kleinere protestantische christliche Konfessionen tragen eine Art Kopfbedeckung oder Hijab. Einige davon sind die Amish, die Mennoniten und die Hutterites. In diesen protestantischen Konfessionen, die keine offizielle Erwartung hegen, dass Frauen sich bedecken, haben ein paar Einzelne gewählt, die Kopfbedechung nach ihrem Verständnis von 1 Korinther 11 zu praktizieren. Zahlreiche katholische Frauen beschlossen, ihre Köpfe zu bedecken, um der Jungfrau Maria zu ähneln. Maria, die Mutter Jesus´, hat ihren Kopf und ihre Haare nach der jüdischen Tradition jener Zeit bedeckt, und wir werden diese und spätere jüdische Hijab Traditionen im nächsten Artikel entdecken.
Fußnoten:
[1] Clement of Alexandria, Paedagogus [The Instructor], Book III. Chapter XI. English translation from Ante-Nicene Fathers.
Hijab in der Bibel und in der Torah (Teil 2 von 2): Hijab in der Torah
Beschreibung: Die Geschichte der Verschleierung und der Kopfbedeckung im Judentum.
- von Aisha Stacey (© 2016 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 21 Nov 2016
- Zuletzt verändert am 21 Nov 2016
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Moderne jüdische Frauen, die ihre Haare bedecken, messen diesem Akt verschiedene Bedeutungen bei. Für einige ist es ein Zeichen der Ehe, für andere ein Symbol der Frömmigkeit und Demut, vielleicht ein Akt der Ehrerbietung Gott gegenüber. Es wird ebenfalls als Zeichen des Anstands angesehen. In biblischen Zeiten war es im Mittleren Osten und in der antiken griechisch-römischen Welt üblich, dass die Haare bedeckt wurden, zumindest verheiratete, ehrbare, freie Frauen taten dies. Das Alte Testament (Thora) erwähnt Kopf- oder Haarbedeckung kurz, doch diese wenigen Worte haben zu der Praktik eines Hijabrituals geführt, dem fromme Juden auf der ganzen Welt folgen.
Die Behauptung, das Bedecken der Haare sei eine biblische Einführung, geht auf eine kleine Passage im Vierten Buch Moses zurück in bezug auf einen Priester, der die Haare einer Frau als Bestrafung oder Demütigung öffnen durfte. Es beschreibt eine Zeremonie, die die Treue einer Frau, die des Ehebruchs bezichtigt wurde, auf die Probe stellte. Gemäß der Thora entblößt oder öffnet der Priester die Haare der beschuldigten Frau als Teil der Demütigung, die der Demütigung vorangeht und im vierten Buch Moses 5:18 zu finden ist.
Andere Anweisunngen, die die jüdische Frau dazu aufrufen, Hijab zu tragen oder ihre Haare zu bedecken, stammen aus der Hauptliteratur, die kollektiv als Talmud bekannt ist. Demgemäß verüben Frauen, die mit ´unbedeckten Haaren hinausgingen´, eine unerwünschte Tat, so unerwünscht, dass sie als Scheidungsgrund angenommen wurde. In einer Gesellschaft, die sich der Sexualität und ihrer Gefahren so bewusst war, wurde das Verschleiern als absolute Notwendigkeit betrachtet, um den Anstand und die Keuschheit zu bewahren. Einige Rabbis sahen sogar die Enthüllung der Haare einer Frau als sozial genauso verwerflich an wie das Enthüllen ihres Geschlechts. Daher wurde verheirateten Frauen auferlegt, ihre Haare an öffentlichen Plätzen zu bedecken und viele Rabbis verboten die Rezitation der Segnungen in der Gegenwart einer Frau mit unbedeckten Haaren.
Die Gesetze des Anstands, die man im Talmud findert, machten die Frau für alle außer für ihren Ehemann unzugänglich. Die Bedeckung der Haare stellte eine Warnung dar, die anzeigte, dass die Frau, die es trät, eine ehrbare, verheiratete Frau ist. Obwohl das jüdische Hijab ein Symbol der Unterwerfung ist, ist es ebenso ein Zeichen der Ehre. Wenn eine verheiratete Frau ihren Kopf bedeckt, ist das als Zeichen einer größeren Gottheit, die ihr nun zugemessen wird. Viele Frauen betrachten ihre Kopfbedeckungen wie eine Königin ihre Krone betrachtet.
Im biblischen und nach-biblischen Judentum wurde das Tragen des Hijab ein repräsentativer Teil des Lebenszyklus der Frau, ein Symbol für den Wechsel von der Jungfräulichkeit zur Frauheit. Im Mittelalter war die Kopfbedeckung eine fest verankerte religiöse Verpflichtung in der jüdischen Welt. Interessanter Weise war dies in jener Zeit dieselbe Verpflichtung, die sowohl in der christlichen als auch in der muslimischen Einflussbereich existierte.
Die erste ernsthafte Herausforderung zur traditionellen Kopfbedeckung kam vom Tragen von Perücken. Eine Praktik, die in Frankreich begonnen hat und bald auf das restliche Europa und in die jüdischen Gemeinschaften überschwappte. Die Praktik wurde zuerst von den jüdischen Autoritäten angeprangert, die das verschmähten, was ihnen als unangebrachte Nachahmung der Arten der Nicht-Juden erschien. Viele behaupten, dass das traditionelle Verbot, ihre Haare zu zeigen, davor schützen sollte, dass die feminine Anziehung in den Männern sündhafte Gedanken aufkommen lässt. Die Perücke, behaupten sie, könnte dieselben Gefühle verursachen wie die eigenen Haare der Frau. Nichtsdestotrotz schlich das Tragen von Perücken in jüdische Gemeinschaften ein und wurde schließlich akzeptiert.
Trotzdem fanden es viele jüdische Frauen schwierig, eine Perücke anstelle der traditionellen Kopftücher und Schleier zu tragen und einige trugen eine Perücke, aber auf die übliche Art bedeckt. Das Tragen von Perücken als Kopfbedeckungen erlebte auch im 19. und 20. Jahrhundert ein Comeback. als die jüdischen Frauen am weltlichen Leben teilnehmen mussten, und keine Kompromisse in religiösen Erlassen eingehen wollten. Als der äußere Druck im europäischen Leben viele jüdische Frauen zwang. ohne Kopfbedeckung hinauszugehen, fanden es einige praktischer, ihren traditionellen Schleier gegen eine Perücke einzutauschen.
Obwohl es nicht unerbittlich mit dem Tragen von Prücken verbunden ist, wurde die Sitte, bei der Heirat die Haare der Frau zu rasieren, in Mitteleuropa durchgesetzt, in dem, was als das frühneuzeitliche jüdische Recht bekannt ist. Daher wählten viele Frauen, ihre Köpfe zu scheren, damit kein Haar den Grenzen ihrer Perücke oder ihres Kopftuches entkommen konnte.
Im 20. und 21. Jahrhundert gibt es eine weit verbreitete Missachtung der Praktik der Kopfbedeckung. Religiös orientierte Juden allerdings konfrontieren weiter mit dem Problem. Es gibt Rabbis, die ein überrunden des Problems in dem Verständnis, dass die Gesellschaft sich verändert hat und es nicht länger als unanständig betrachtet wird, wenn man seine Haare nicht bedeckt, doch für den größten Teil bleibt Kopfbedeckung weiter problematisch. Heutzutage bedeckt die Mehrheit der jüdischen Frauen ihre Haare nicht, außer in der Synagoge.
Für jüdische und muslimische Frauen spielt Schamhaftigkeit eine wichtige Rolle in ihrem Glauben, sie beeinflusst ihr tägliches Leben auf vielfältige Weise, wie in der Art wie sie gehen, sich kleiden und mit anderen umgehen. Beide Religionen fördern Schamhaftigkeit in erster Linie, um die Schönheit einer Frau dahin zu lenken, wohin sie gehört, in ihre Ehe. Beide Religionen nehmen ihre Gesetze der Sittlichkeit sehr ernst, und das Hijab wird eher als eine Lebensweise verstanden, nicht einfach nur als Kopftuch, ein Schleier oder eine Perücke . Etwa vor 100 Jahren, haben die meisten christlichen Konfessionen das Bedecken der Haare und sich anständig zu bekeiden, auch als integralen Akt ihrer religiösen Ansichten verstanden. Im 21. Jahrhundert ist dieses Verhalten im wesentlichen auf Fransen-Sekten begrenzt, doch zu einem gewissen Grad betrachten sowohl das Judentum als auch das Christentum eine anständige Bekleidung und Benehmen noch immer als die Norm ansehen.
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